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Internationaler Event «Advancing Sustainable Food Systems through Agroecology and Agroforestry in Africa: What kind of research is needed?»

Mit dem Krieg in der Ukraine verschärft sich die globale Ernährungssituation. Die Länder südlich der Sahara sind besonders betroffen. Steigende Nahrungsmittelpreise (u.a. infolge erwarteter reduzierter Erntemengen, gravierender Logistik- und Handelsprobleme, oder auch hoher Düngemittelpreise) wecken die Befürchtung, dass der Krieg eine neue Hungerkrise auslösen wird. Diskussionen über Massnahmen, wie die globale Ernährungssicherheit kurzfristig gewährleistet, und längerfristig sichergestellt werden kann werden auf verschiedenen Ebenen täglich geführt. 

Ansätze zur nachhaltigen Transformation der Ernährungssysteme, wie beispielsweise die Agrarökologie und Agroforstwirtschaft, und Massnahmen wie die Reduktion von Nachernteverlusten, gewinnen dabei an Bedeutung. Diese Ansätze berücksichtigen die vielfältigen Zusammenhänge der landwirtschaftlichen Produktion und ihrer Umweltfolgen. Sie beziehen die sozialen und ökonomischen Auswirkungen ein. Diese Ansätze sind wissensintensiv sowohl in der (Weiter-)Entwicklung, als auch in der praktischen Umsetzung von Lösungsmöglichkeiten. Hier kann transdisziplinäre, partizipative und anwendungsorientierte Forschung eine wichtige Rolle spielen. 

Die Rolle der Forschung stand im Zentrum eines vom ZKSD in Zusammenarbeit mit der Stiftung Biovision organisierten Events in Zürich. Im fast vollbesetzen Kulturpark, begrüsste die Vize-Rektorin der Universität Zürich, Prof. Dr. Gabriele Siegert, die Redner*innen und Gäste. Dr. Hans Rudolf Herren (Träger des Welternährungspreises und des Right Livelihood Awards, Präsident der Stiftung Biovision) betonte in seiner Keynote die Bedeutung der Forschung für die Transformation der globalen Ernährungssysteme und die besondere Rolle der Agrarökologie. Er bekräftigte die Notwendigkeit von Partnerschaften zwischen Wissenschafter*innen aus verschiedenen Disziplinen und Ländern und der Zusammenarbeit mit kleinbäuerlichen Haushalten zur Ko-Produktion von anwendungsorientiertem Wissen. Dr. Herren betonte das Potenzial des ZKSD in diesem Bereich. 

In interaktiven Paneldiskussionen teilten unter anderen Dr. Maximo Torero (Chefökonom der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO), Janet Maro (Sustainable Agriculture Tanzania), Marylaure Crettaz Corredor (Co-Head des Globalprogramms Ernährungssicherheit der DEZA), und Dr. Menale Kassie (TWAS Preisträger, icipe, Kenia) ihre Perspektiven und Empfehlungen hinsichtlich der Rolle anwendungsorientierter Forschung, sowie die dafür notwendigen Rahmenbedingungen. Eine besondere Bedeutung kam der Forschungsförderung zu. 

In kurzen «Pitch Session» haben fünf Forschende aus Kenia, Tansania, Malawi und der Schweiz mit ihren innovativen Forschungsprojekten das Publikum inspiriert. Visuell veranschaulicht wurde das Thema in einem vom tansanischen Filmstudio «Kijiweni» produzierten Kurzfilm der die Gäste auf eine virtuelle Reise ins ländliche Tansania mitgenommen hat.

Fünf Kernbotschaften haben sich in der Veranstaltung herauskristallisiert, wie Dr. Matthias Huss, Geschäftsführer des ZKSD, in seiner Schlussbotschaft betonte: 

  1. Wir haben eine Vielzahl anwendungsorientierter Forschungsprojekte kennengelernt: von der biologischen Schädlingsbekämpfung bis zu integrierten agrarökologischen Systemen in Kenia oder Tansania – vom Schutz der Bestäuber bis zu verbesserten Lagerungsmöglichkeiten für Kleinbauern. 
  2. Alle Projekte sind für sich erfolgreich. Sie treffen auf einen konkreten, oft lokalen Bedarf. Lassen sie uns dieses Potenzial nutzen, unser Wissen und unsere Kräfte bündeln um die Wirkung zu multiplizieren. Das ZKSD ist für diese Aufgabe bereit.
  3. Dazu müssen Wissenschafter aus verschiedenen Disziplinen mit Akteuren aus Politik, Wirtschaft und NGOs zusammenarbeiten und dies über Ländergrenzen hinweg. Die Bedeutung der Bäuer*innen kann nicht überschätzt werden. Sie sind Träger*innen von Wissen das in Forschungsprozesse systematisch einbezogen werden muss.
  4. Partnerschaften sind der Schlüssel zur Ko-Produktion von Wissen. Sie sind der Schlüssel für die Entwicklung von Lösungen, die helfen lokale Herausforderungen zu bewältigen.
  5. Langfristige Investitionen – auch in die anwendungsorientierte Forschung – sind zentral. Sie erfordern eine gewisse Risikobereitschaft auf Seiten der Forschungsförderer, denn Forschungsprozesse sind selten linear und die Entwicklung nachhaltiger und lokal angepasster Lösungen braucht Zeit. 
Was ist der Bedarf, das Potenzial und die Wirkung von Forschung zu nachhaltigen Ernährungsystemen, Agrarökologie und Agroforstwirtschaft in Afrika? Diese Frage stand im Zentrum einer ersten Paneldiskussion mit (von links nach rechts) Dr. Maximo Teroro (Chefökonom FAO), Dr. Menale Kassie (Wissenschaftler, icipe, Kenia) und Janet Maro (Direktorin der NGO Sustainable Agriculture Tanzania), moderiert von Dr. Frank Eyhorn (CEO Biovision). (Bildquelle: Laura Angelstorf/Stiftung Biovision.)
Janet Maro (Direktorin der tansanischen NGO Sustainable Agriculture Tansania) betonte die Wichtigkeit von partizipativer Forschung zusammen mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern , und die Vorteile der Zusammenarbeit zwischen Institutionen aus dem Globalen Süden und Norden. (Bildquelle: Laura Angelstorf/Stiftung Biovision.)
Der Chefökonom der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Dr. Maximo Torero, diskutierte die globale Ernährungssituation im Kontext steigender Input- und Nahrungsmittelpreise. Aus seiner Sicht ist die Reduktion von Nachernteverlusten eines der besten Mittel, um mit einem verhältnismässig kleinen Mitteleinsatz eine grosse Wirkung zu erzielen. (Bildquelle: Laura Angelstorf/Stiftung Biovision.)
In kurzen «Pitch Session» haben fünf Forschende aus Kenia, Tansania, Malawi und der Schweiz mit ihren innovativen Forschungsprojekten das Publikum inspiriert. Die kenianische Forscherin Dr. Annah Indeche (im Bild) von der Jomo Kenyatta University of Agriculture stellte ein Forschungsprojekt zur Rehabilitierung von Ökosystemen durch Agrarökologie vor. (Bildquelle: Laura Angelstorf/Stiftung Biovision.)
Was sind die Schlüssel für erfolgreiche Forschungsprojekte zu nachhaltigen Ernährungssystemen, Agrarökologie und Agroforstwirtschaft und welche Rahmenbedingungen sind notwendig seitens der Förderinstitutionen? Diese Fragen wurden in einer Paneldiskussion mit Marylaure Crettaz Corredor (Co-Leiterin Globalprogramm Ernährungssicherheit, DEZA), Martin Herren (Stiftung Mercator) und Dr. Robert Mbeche (Forscher, kenianische Universität JKUAT) besprochen – moderiert von Stefanie Pondini (Stiftung Biovision). (Bildquelle: Laura Angelstorf/Stiftung Biovision.)
Die Veranstaltung und der anschliessende Networking Apéro boten Raum zum Austausch und Diskussionen. Im Bild: Beate Huber (FIBL) im Gespräch mit Biovision CEO Dr. Frank Eyhorn. (Bildquelle: Laura Angelstorf/Stiftung Biovision.)