Neue Wege in der Klimakommunikation
Inhalt
Das Projekt
«Neue Wege in der Klimakommunikation» vermittelt Zukunftsszenarien und Klimawissen mithilfe immersiver Technologien. Der globale Temperaturanstieg hat bereits heute gravierende Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Die Klimakrise zeigt auf wie dringend wir den Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung brauchen. Eine Schlüsselrolle kommt dabei Bildung und Kommunikation – insbesondere der Wissenschaftskommunikation – zu. Die Forschungsgruppe Knowledge Visualiziation der ZHdK entwickelt und untersucht gemeinsam mit dem Departement für Geowissenschaften der Université de Fribourg und der UZH in interdisziplinären Teams neue Lösungsansätze in der Klimakommunikation. Unter Einsatz von Virtual Reality wollen die Forschenden Zukunftsszenarien, die auf neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, und komplexe Zusammenhänge einer breiten Öffentlichkeit verständlich machen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Dabei interessieren folgende Fragen:
- Wie lassen sich neuste Forschungserkenntnisse und Zukunftsszenarien aus der Glaziologie und den Klimawissenschaften mittels immersiver Technologien einem breiten Publikum vermitteln?
- Was sind die Potenziale immersiver virtueller Vermittlungskonzepte für emotionales Storytelling einerseits und der Vermittlung faktischen Wissens andererseits?
- Welche Unterschiede bestehen zwischen mentalem und emotionalem Erfassen, zwischen Wissen und Erleben in der klassischen Vermittlung?
- Was ist der Mehrwert einer Vermittlung, die alle Ebenen integriert.
- Was ist die Wirkkraft dieser Vermittlungskonzepte in Verbindung mit immersiven Technologien?
- Wie kann Wissenschaftskommunikation den Schritt vom Wissen zum Handeln unterstützen?
Hintergrund
Das Forschungs- und Kommunikations-Projekt Expedition 2 Grad (E2G) und das Nachfolgeprojekt VR Glacier Experience (VRGE) der Forschungspartner Knowledge Visualization ZHdK und Departement für Geowissenschaften UniFR sowie weiterer Forschungspartner (UZH, PHGR, Academia Engiadina, ua.) zeigen unter Einsatz immersiver Technologien Lösungsansätze zur Klimakommunikation auf.
Die Gletscher sind Fanale des Klimawandels. Die virtuelle Expedition erlaubt eine Reise durch Raum und Zeit rund um den Aletschgletscher, den größten Gletscher der Alpen, und macht die Konsequenzen einer globalen Temperaturzunahme um 2 Grad erlebbar. Die Verknüpfung von neusten glaziologischen Modellen mit der Visualisierung in Form einer VR-Experience ist weltweit einzigartig.
Die VR Experiences haben ein grosses Potenzial, wirksame Aufklärungsarbeit für die Klimathematik zu leisten. In der interdisziplinären Kooperation kommt die Übersetzer-Rolle von Designer:innen voll zum Tragen. Basierend auf Daten aus langjährigen Messreihen und auf neusten Modellierungen belegen die Projekte, wie ein intelligentes und attraktives Storytelling und packende emotionale Bilder in Verbindung mit immersiven Technologien wesentlich zum Gelingen von derart anspruchsvollen Kommunikationsprojekten beitragen können.
Ausgerüstet mit einer 3D-Brille begeben sich die Expeditionsteilnehmenden auf die «Expedition 2 Grad»: In einer virtuellen Welt erleben sie die Auswirkungen der Temperaturzunahme in der alpinen Umgebung auf interaktive und emotionale Weise – ganz nah, im Zeitraffer und direkt vor ihren Augen. Dabei erleben sie die Veränderungen über die verschiedenen Generationen hinweg – die eigene Generation, die ihrer Grosseltern und diejenigen der Zukunft.
Das Erlebnis soll zum Nachdenken anregen, über individuelle Entscheidungen, aber auch über gesellschaftliche Anstrengungen, die letztlich wieder zum persönlichen Verhalten zurückführen. Fragen darüber, was der Klimawandel konkret bedeutet und wie wir den Herausforderungen dieser Veränderungen als Gesellschaft und als Individuen begegnen können, sollen gemeinsam diskutiert und beantwortet werden.
Die VR Experience basiert auf eigenem Erleben und ist damit viel konkreter als das politisch festgelegte und für viele sehr abstrakte 2-Grad-Ziel. Das virtuelle Erlebnis soll vor allem junge Menschen zum Denken anregen: Was für einen ökologischen Fussabdruck hinterlasse ich? Was kann ich konkret tun, um meinen CO2-Ausstoss zu reduzieren? Zentral ist die Diskussion darüber, wie wir den Herausforderungen dieser Veränderungen als Gesellschaft und als Individuen begegnen können, welche Handlungsmöglichkeiten wir haben und was es braucht, um Veränderungen herbeizuführen. Der Besuch der Schulklassen wurde bei den Hauptausstellungspartnern (Schweizerischer Nationalpark und World Nature Forum Naters) von einem pädagogischen Rahmenprogramm begleitet und angeleitete abschliessende Diskussionen im Klassenverband rundeten das VR-Erlebnis zu einem grossen Ganzen ab. Ein Hauptziel ist, dass die Schulklassen inspiriert und mit Ideen für gemeinsamen Aktivismus das Besucherzentrum verlassen.
Die VR-Experiences Expedition 2 Grad (E2G) und VR Glacier Experience (VRGE) der Fachrichtung Knowledge Visualization der ZHdK und des Departements für Geowissenschaften der Université Fribourg konnten bereits an namhaften Events und Ausstellungen gezeigt werden: Digitaltag, Scientifica, ScienceComm, Cumulus Rome, Architektur-Biennale Venedig, Museum für Gestaltung ZH, Museum für Kommunikation Bern. 2020 erhielt das Projekt Expedition 2 Grad den Bundespreis EcoDesign in der Kategorie Konzept, die höchste Auszeichnung in Deutschland für nachhaltiges Design. Diesen November soll die Expedition 2 Grad an der COP-26, der internationalen Klimakonferenz der UNO gezeigt werden.
Bilder
In den Medien
Beitrag in der SRF Tagesschau
«Virtuell den Klimawandel in den Alpen erleben»
Interview mit Niklaus Heeb und Jonas Christen im Bett-Magazin der ZHdK
«Wie Virtual Reality zu einer Verhaltensänderung beiträgt»
Bericht in der Coop-Zeitung
„In 100 Jahren wird von unseren Gletschern nicht mehr viel übrig sein. Wie das dann aussieht, kann man in einer Ausstellung im Nationalpark erleben.“
Naturwissenschaften Schweiz berichtet
„Die Experten warnen schon lange: Bis Ende Jahrhundert werden die Schweizer Gletscher praktisch verschwunden sein.“
Engadiner Post berichtet:
„Studierende der Academia Engiadina Samedan in der Ausstellung«Expedition 2 Grad» in Zernez.“
Beitrag „Träge Zungen“ im UZH Magazin