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Spinne sein – Virtuelle Realitäten als Lern- und Erfahrungsräume

Sicht der Spinne, Filmstill vom 360º-Virtual-Reality-Film «Mit den Sinnen einer Spinne – Ein arachnozentrisches Erlebnis. 

Inhalt

Das Projekt

Stellen Sie sich vor, Sie könnten die Welt aus der Perspektive einer Spinne mit ihren eigenen Sinnen erleben. In einer multisensorische, interaktive VR-Anwendung nähern sich Besucher:innen an das Erleben der Spinne an. Als Vierfleck-Zartspinne gehen sie in der Nacht auf Insektenjagd. Sie spüren diese mit Hilfe von hochsensiblen Sinneshaaren, die Luftströmungen wahrnehmen, sowie mit Spaltsensoren, die feinste Vibrationen registrieren, auf. Das VR-Ausstellungsmodul wird im Rahmen der Ausstellung „Museum of the Future“ ab September 2025 im Museum für Gestaltung Zürich zu sehen sein.

Ausstellung «Museum of the Future»

Die Experience «Spinne sein» wird ab September 2025 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, als Beitrag zum Forschungs- und Kommunikationsprojekt «Museum of the Future» des Museums für Gestaltung Zürich und des Naturhistorischen Museums der UZH.

Ausstellungstournee 2026–28

Geplant ist, dass das Ausstellungsmodul in mehreren Schweizer Naturmuseen gezeigt wird (z. B. Naturmuseum Solothurn, Naturama Aarau, Naturmuseum St. Gallen). Als weitere Einsatzmöglichkeiten werden Auftritte an Events, Festivals, Konferenzen und Messe- Auftritte in Betracht gezogen (zB.: Scientifica, Phänomena, ScienceComm, ScienceWeek Berlin, Biodiversity-Events, uam.).

Scientifica 2023, Stand Knowledge Visualization mit Prototyp Jagd/Luftströmungsinn

Prof. Niklaus Heeb
ZHdK, Knowledge Visualization
(Projektleitung)
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Barbara Schuler
ZHdK, Knowledge Visualization
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Jonas Christen
ZHdK, Knowledge Visualization
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Dr. phil. Miriam Loertscher
ZHdK, Departement Darstellende Künste
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Dr. phil. Daniel Hug
ZHdK, Departement Musik
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Beitrag zu den SDGs

SDG 4 – Hochwertige Bildung
Der vom Menschen verursachte Verlust von Lebensräumen und die Vergiftung durch Biozide machen Insekten, Spinnen und anderen Kleinstlebewesen zu schaffen: In den letzten Jahrzehnten sind ihre Bestände weltweit stark zurückgegangen. Was noch viel zu wenig bekannt ist: Mikroorganismen sind für unser Wohlergehen unverzichtbar. Indem wir eines dieser Lebewesen, eine Spinne, in den Mittelpunkt stellen, wollen wir die Diskussion über Biodiversität durch ein Virtual Reality Erlebnis und klassische Wissensvermittlung anregen.

SDG 15 – Leben an Land
Auch wenn Lebewesen vermeintlich keinen direkten Nutzen für uns Menschen haben und – wie im Falle der Spinnen – nicht besonders beliebt sind, nehmen sie oft wichtige Positionen in ökologischen Netzwerken ein. So nehmen Spinnen eine zentrale Rolle bei der Kontrolle von Insektenpopulationen ein und dienen Vögeln, Insekten und vielen anderen Kleinlebewesen als Nahrung. Das immersive VR-Erlebnis versetzt die Nutzer:innen in die Lage, sich das Leben und Erleben einer Spinne besser vorstellen zu können und so ein besseres Verständnis für diese spannenden Tiere zu entwickeln. Ergänzend wird Wissen über die Funktion der Sinnesorgane und die Rolle der Spinne im Ökosystem vermittelt..

Hintergrund

Die Sinneswahrnehmung und das Leben der Vierfleck-Zartspinne

Die Vierfleck-Zartspinne (Anyphaena accentuata) lebt auf Laubbäumen und Sträuchern. Ihr Lebensraum erstreckt sich von Europa bis Zentralasien. Sie ist in der Schweiz recht häufig. Nachts sitzt sie auf Bäumen wo sie auf Beute lauert. Mit ihrem hochsensiblen Sinn für Luftströmungen kann sie Luftbewegungen von fliegenden Insekten wahrnehmen, diese orten und mit einem gezielten Sprung fangen. Die Wahrnehmung erfolgt über Trichobothrien, lange, hauchdünne Härchen, die so empfindlich sind, dass sie bereits durch wenige Luftmoleküle in Bewegung versetzt werden. Mit ihrem ebenso empfindlichen Vibrationssinn nimmt sie auf der Pflanze laufende Insekten wahr und ergreift sie, sobald sie ihr nahe genug kommen. Bei der Balz spielt die Kommunikation mittels Vibrationssinn ebenfalls eine wichtige Rolle

Biodiversität und das 6. grosse Artensterben

In der Vermittlung konzentriert sich das Projekt auf den Biodiversitätsverlust und die Sensibilisierung: Das aktuelle, vom Menschen verursachte Massenaussterben (Ceballos et al., 2017) betrifft insbesondere Insekten, Spinnen und andere Kleinlebewesen. Eine vielbeachtete Langzeitstudie belegt, dass die Biomasse gefangener Fluginsekten in deutschen Naturschutzgebieten innerhalb von 27 Jahren um 75 Prozent zurückgegangen ist (Hallmann et al., 2017). Angesichts dieser alarmierenden Fakten stellt sich die Frage, wie wir alle bedrohten Arten besser schützen und einen respektvollen Umgang mit unseren Mitgeschöpfen finden können. Mit modernster Technik zeigen wir einen Weg auf, wie Menschen sich in die Perspektive der Spinne hineinversetzen und für ihre Lebensweise sensibilisiert werden können.

Vorarbeit

Den Ausgangspunkt des Forschungsprojekts bilden der VR-360°-Film der Masterarbeit «Mit den Sinnen einer Spinne – Ein arachnozentrisches Erlebnis» und das darauf aufbauende Junior Research in Design. Gefördert durch das Dossier Nachhaltigkeit, Förderprogramm 2023, wurden zwei interaktive Virtual-Reality-Erlebnisse entwickelt, die zum immersiven Eintauchen in die Lebenswelt der Spinne einladen.

Evaluation

Anhand des Ausstellungsmoduls sollen die Thesen überprüft werden, ob 1. die Einstellung des Menschen gegenüber Spinnentieren positiv beeinflusst werden kann und 2. wie groß das Potential ist, durch ein multisensorisches Erlebnis für Biodiversität und Artenschutz zu sensibilisieren. Ziel ist es, durch Wirkungsforschung neue Erkenntnisse über die Sensibilisierung für den Artenschutz und den Umgang mit der Biodiversitätskrise zu gewinnen.

In den Medien

Projektpartner

Links