Sechster Zukunftsapéro im Kulturpark: «Wachstum, Glück und Suffizienz»
Was soll, darf und kann künftig wachsen?
Diese schwierige Frage stand im Zentrum des sechsten Zukunftsapéros des ZKSD-Projekts «Wege zur Suffizienz» am 19. September 2023 im Kulturpark Zürich.
Im ersten Teil des Abends schaffte Prof. Dr. Mathias Binswanger von der Fachhochschule Nordwestschweiz mit seinem Eröffnungsvortrag eine Grundlage, um der Frage anschliessend im bereits erprobten Workshopformat nachzugehen. Mit viel Witz und lebensnahen Beispielen gewann Binswanger die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden und beleuchtete überzeugend seine Thesen zum «Wachstumszwang»: Das kapitalistische Wirtschaftssystem zwingt durch Wettbewerb zu dauerhaftem Wirtschaftswachstum. Realisiert wird dies durch eine stetige Steigerung der Geldmenge und steigende Investitionen, die zu einer zunehmenden Produktionsmenge und damit auch steigendem Ressourcenverbrauch beitragen. Zwar lassen sich durch Effizienzgewinne infolge technologischer Neuerungen Umweltbelastungen vermindern, global gesehen findet jedoch keine absolute Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch statt. Die Glücksforschung zeigt zudem, dass die Trends von Einkommen und Glücksempfinden im Globalen Norden nicht (mehr) miteinander verknüpft sind: Mit der Industrialisierung ging zunächst mit steigendem Wirtschaftswachstum eine zunehmende Bedürfnisbefriedigung einher, doch heute führt ein gesteigertes Einkommen nicht mehr zu höherem Glücksempfinden in der Bevölkerung. Auch aus diesem Grund ist es laut Binswanger sinnvoll zu fragen, an welchen Orten weiteres Wirtschaftswachstum sinnvoll ist.
Nach einer abschliessenden Fragerunde und kurzen Pause folgte im zweiten Teil des Abends der Workshop «Flickenteppich der Zukünfte – Herausforderung Suffizienz». Angeleitet von Wiktoria Furrer und René Inderbitzin entwickelten die Teilnehmenden ihre eigenen Ideen von suffizienten Zukünften. Angelehnt an den vorausgegangenen Vortrag und die Problematisierung von Wirtschaftswachstum wurde die Nachhaltigkeitsstrategie der Suffizienz vorgestellt, wurden Vorstellungen des guten Lebens gesammelt und für unterschiedliche Lebensbereiche Wege zur Suffizienz ausgearbeitet. Auch hier stellten sich die Teilnehmenden die Frage, welche Lebensbereiche künftig wachsen sollten und wie dies innerhalb der Grenzen materieller Ressourcen gelingen kann. Die dabei erstellten «Suffizienz-Roadmaps» dienten als Grundlage für die abschliessende Präsentation und Diskussion der Zukunftsbilder.
Die Zukunftsapéros sind Veranstaltungen des ZKSD-Projekts «Wege zur Suffizienz». Die nächsten Veranstaltungen finden am 24. Oktober und 28. November (Gastrednerin: Priorin Irene Gassmann) jeweils wieder im Kulturpark Zürich statt.