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Siebter Zukunftsapéro im Kulturpark: Wie kommt der Wandel in die Welt?

Am 24. Oktober 2023 trafen wir uns für den Zukunftsapéro Suffizienz im Kulturpark. Bei dieser siebten Veranstaltung des «Wege zur Suffizienz» Projekts war vieles neu und gleichzeitig altbekannt. Wir versammelten uns wieder um den «Flickenteppich der Zukünfte» für den Workshop «Herausforderung Suffizienz». Der von Hand gewebte Teppich, der das Projektteam seit Beginn begleitet, erinnert uns daran, dass unsere Welt veränderbar und gestaltbar ist.

Wie kommen wir in suffiziente Zukünfte? Eine «Roadmap» unterstützt die Teilnehmenden bei der Beantwortung dieser Frage. Vom Ist-Zustand in die Vision haben die Teilnehmenden Hindernisse überwunden und Handlungsstrategien entwickelt. © Foto: Leonard Creutzburg, 2023

Doch wie? Wie kommt der Wandel in die Welt? Diese Frage stellten wir ins Zentrum des Workshops, den wir dieses Mal in einer neuen Variante durchführten. Wir haben uns konkret gefragt, welche Hindernisse den Weg in suffiziente Zukünfte erschweren und welche Handlungsstrategien hierfür existieren. Auf der gemeinsamen Suche nach Antworten haben wir uns von den Theorien des 2019 verstorbenen Soziologen Erik Olin Wright inspirieren lassen. In seinem Buch Reale Utopien (im Englischen Envisioning Real Utopias) unterscheidet Wright drei verschiedene Strategien, die Wandel hervorbringen, namentlich den Bruch, die Symbiose und den Freiraum. Mit Bruch ist eine direkte Konfrontation mit bestehenden Verhältnissen gemeint, die dadurch eine Veränderung dieser Strukturen hervorbringen, beispielsweise durch Streiks oder Besetzungen. Die symbiotische Strategie zielt darauf ab, bestehende Mittel zu nutzen und durch Institutionen Verbesserungen der Lebensumstände zu erreichen und abzusichern. Ein Beispiel für eine Symbiose wäre das Umsetzen einer Arbeitszeitverkürzung mittels einer erfolgreichen Volksinitiative. Die Freiraumstrategie als dritte Strategie beabsichtigt, dass Alternativen in Nischen aufgebaut werden und darin das «Gute Leben» erprobt werden kann, wie beispielsweise in solidarischen Landwirtschaftsinitiativen oder Repair Cafés. Diese drei Strategien beeinflussen und stärken sich gegenseitig. Wrights Theorien haben den Workshop-Teilnehmenden einen Rahmen geboten, um Handlungsideen zu entwickeln, die in einem bestimmten Gesellschaftsbereich (beispielsweise Arbeit, Ernährung, Mobilität) Suffizienz zu verwirklichen helfen. Die Beispiele der Teilnehmenden reichten von der Reduktion von ÖV-Preisen als Symbiose über autofreie Tage und Quartiere als Freiräume bis hin zur Besetzung von Privatjet-Flughäfen als Bruch. Weitere genannte Ideen waren der Ausbau von Radwegen, Förderung von Genossenschaften, die Umsetzung von Bürger:innenrate oder das Zusammenbringen von Menschen durch «Runde Tische». Um diese vielfältigen Ideen weiter zu konkretisieren, erarbeiteten die Teilnehmenden konkrete Schritte für einzelne Handlungen. Wen und was bräuchte es konkret, um beispielsweise einen Runden Tisch zu organisieren? Einen Monat nach dem Workshop erhalten die Teilnehmenden ihre selbstgeschriebene Postkarte zugesandt und werden damit an ihr gesetztes Ziel und die Gestaltbarkeit unserer Welt erinnert.

(Unsere) Inspirationsquellen zum Weiterlesen:

Wright, E. O. (2017): Reale Utopien. Wege aus dem Kapitalismus. Berling: Suhrkamp Verlag.

I.L.A. Kollektiv (2022): Die Welt auf den Kopf stellen. Strategien für radikale Transformation. Ein Handbuch für Menschen in sozialen Bewegungen. München: oekom. Online verfügbar unter https://www.ilakollektiv.org/die-welt-auf-den-kopf-stellen.html

Die Zukunftsapéros sind Veranstaltungen des ZKSD-Projekts «Wege zur Suffizienz». Die nächste Veranstaltung findet am 28. November im Kulturpark Zürich statt mit der Gastrednerin Irene Gassmann, Priorin des Klosters Fahr.