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Wege zur Suffizienz: Das grosse Finale im Kulturpark und ZKSD

Am 07. Juni 2024 blickten wir an unserer öffentlichen Abschlussveranstaltung auf zwei Jahre Forschung im Projekt «Wege zur Suffizienz» zurück. In einem explorativen Forschungsprozess haben wir partizipative Formate erprobt mit dem Ziel, Diskussionen über Suffizienz anzuregen und Wege in «suffiziente Zukünfte» zu fördern. Dafür führten wir 15 Workshops durch, organisierten eine Projektwoche mit einer Schulklasse, diskutierten in einem konstruktiven Streitgespräch über Wachstum, veranstalteten drei Suffizienz-Stammtische und hatten acht Expert:innen zu Gast.

Während des zweijährigen explorativen Forschungsprozesses wurden verschiedene partizipative Formate erprobt.

Das Buch zum Zukunftsworkshop «Wege zur Suffizienz»

Das Resultat des Forschungsprojekts ist ein erprobtes Workshopformat, der Zukunftsworkshop «Wege zur Suffizienz». Dieser Workshop ist so konzipiert, dass er nicht nur zum Nachdenken über Suffizienz anregt, sondern zum Handeln. Im Rahmen unserer Abschlussveranstaltung führten wir den Workshop in seiner finalen Fassung am Nachmittag durch. In sechs Gruppen beschäftigten sich die Teilnehmenden mit den Themen «Wohnen», «Bildung», «Quartier- und Stadtentwicklung», «Demokratie», «Ernährung» und «Information und Kommunikation». Die momentane Situation beschrieben die Teilnehmenden mit «Erdbeeren an Weihnachten», «Autostädte», viele kommerzielle Räume in Quartieren und einer Ökonomisierung des Bildungssystems. In ihren Zukunftsvisionen hingegen gab es Raum für Partizipation, mehr Grünflächen, frei gestaltbare Orte, Kultur von allen für alle, die Pflege humanistischer Bildungsideale und eine regionale Lebensmittelproduktion. Um von der Ist-Situation zur Vision zu gelangen, sammelten die Teilnehmenden Ideen wie die Umsetzung neuer Arbeitszeitmodelle, Proteste gegen die Wohnungsnot, eine Internet-freie Stunde pro Tag, Bürger:innenräte und den Aufbau und die Stärkung solidarischer Landwirtschaftsinitiativen. Konkrete Vorhaben zur Umsetzung dieser Ideen wurden individuell notiert. Eine Person nahm sich zum Beispiel vor, den Workshop «Wege zur Suffizienz» selbst anzubieten und durchzuführen.

Genau das ist das Endziel des Projekts: den Workshop nun aus der Hand zu geben. Dafür wird im Herbst das Buch «Wege zur Suffizienz: Grundlagen und Anleitung für die Durchführung von Zukunftsworkshops» im oekom Verlag erscheinen. Dieses zentrale Projektergebnis enthält eine eins-zu-eins-Anleitung zum Workshopformat sowie Hintergrundinformationen zum Thema Suffizienz. Die Online-Version des Buches und Begleitmaterialien werden gratis als Download verfügbar sein, damit möglichst viele Menschen als Workshop-Multiplikator:innen den für die Nachhaltigkeit dringend benötigten Wandel in Richtung Suffizienz anstossen können.

Wege zur Suffizienz: Grundlagen und Anleitung für die Durchführung von Zukunftsworkshops. Erscheint im September 2024 im oekom Verlag.
Zukunftsworkshop «Wege zur Suffizienz» am 07. Juni 2024 im Kulturpark Zürich.

Podiumsdiskussion: Wie steht es um die suffizienten Zukünfte?

Die Teilnehmenden unserer Workshops haben in den letzten zwei Jahren viele Zukunftsvisionen entwickelt. Sie wünschten sich dabei unter anderem eine Welt, die sie mitgestalten können, in der Zeitwohlstand und Sinnhaftigkeit, Lohn- und Sorgearbeit und der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen einen hohen Wert haben.

Doch wie steht es um die «suffizienten Zukünfte» in einer breiteren gesellschaftlichen Perspektive? Im Anschluss an den Workshop und die Präsentation der Forschungsergebnisse stand diese Frage im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion, die von Leonard Creutzburg, Mitglied des «Wege zur Suffizienz»-Teams, moderiert wurde. Es diskutierten Jeannette Behringer, Verantwortliche für das Programm «Suffizienz» am ZKSD, Christel Maurer, Beraterin und Coach zum Thema Suffizienz, und Joséphine von Mitschke-Collande, Verantwortliche für das Thema Suffizienz bei der Stiftung Mercator.

Christel Maurer berichtete aus ihrer Praxis und der Begleitung von Unternehmen, die oftmals suffizient handeln, ohne sich explizit dafür entschieden zu haben. Kritisch wurde hinterfragt, inwieweit ein einzelnes Unternehmen als suffizient bezeichnet werden kann, wenn es eine Nische besetzt und die Rahmenbedingungen es nicht zulassen, dass diese Nische zum Mainstream wird. Für die Stiftung Mercator, so Joséphine von Mitschke-Collande, stehen gerade Organisationen und Projekte, die diese Rahmenbedingungen und Strukturen verändern wollen, im Mittelpunkt der Fördertätigkeit. Insgesamt wurde auf dem Podium deutlich, dass es viele Projekte und Bestrebungen in Richtung einer suffizienten Zukunft gibt, aber noch ein weiter Weg vor uns liegt. Auch wir bleiben motiviert, das Programm Suffizienz am ZKSD weiter auszubauen und zu stärken.

René Inderbitzin präsentiert die Projektergebnisse.
Podiumsdiskussion an der Abschlussveranstaltung; Leonard Creutzburg (UZH, Moderation), Jeannette Behringer (UZH), Christel Maurer und Joséphine von Mitschke-Collande (Stiftung Mercator)